
Die ersten Maßnahmen zum Pflanzenschutz in den Weinbergen erfolgen, sobald der Austrieb da ist, und die Reben einige Blättchen ausgetrieben haben: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um beizeiten gegen Pilzerkrankungen vorzubeugen.
Vorbeugung gegen Pilzerkrankungen
Gegen Pilzerkrankungen ist konsequente Prophylaxe durch Pflanzenschutz unverzichtbar, denn sobald ein Pilz einmal Fuß gefasst hat, gibt es keine kurativen Möglichkeiten.
Die wichtigsten Pilzkrankheiten der Reben, gegen die es vorzubeugen gilt, sind:
- Echter Mehltau (Oidium, Äscherich), erkennbar an weißen Belägen.
- Falscher Mehltau (Peronospora), erkennbar an “Ölflecken” auf den Blättern und bei weiterer Entwicklung Belägen auf den Unterseiten der Blätter.
Bio-Wunderwaffe Nr. 1: Schwefel

Die ersten Spritzungen im Weinbau erfolgen normalerweise mit Netzschwefel. Das biologische Pflanzenschutzmittel wird aus elementarem Schwefel hergestellt.
Je Hektar bringen wir – aufgelöst in 200 l Wasser – 4 kg Schwefel aus, also eine Menge von 0,4 g je Quadratmeter. Dabei werden spezielle Düsen eingesetzt, die den Schwefel punktgenau auf die jungen Blättchen aufbringen. Schlepper und Spritze sind dazu mit einer Geschwindigkeit von 7 Stundenkilometern unterwegs.
Wichtig: Für Menschen und Tiere ist Schwefel ungiftig, denn sie können ihn nicht verdauen und scheiden ihn einfach wieder aus.
Eiweißbaustein Schwefel
Das Element Schwefel ist Bestandteil zahlreicher Eiweiße und kommt auch im menschlichen Körper in nicht unerheblichem Maß vor. Auch zahlreiche Nahrungsmittel – zum Beispiel Fleisch, Fisch, Eier, Hülsenfrüchte, Milchprodukte oder Nüsse – enthalten Schwefel.
Mehr als Pflanzenschutz
Die Spritzung mit Schwefel dient nicht nur als vorbeugender Pflanzenschutz, sondern versorgt die Rebe gleichzeitig auch mit diesem wichtigen Element als Nährstoff.
Bio-Wunderwaffe Nr. 2: Backpulver

Backpulver (Natriumhydrogencarbonat) ist ein wunderbares, vorbeugendes Mittel gegen den Echten Mehltau.
Leider dürfen wir Winzer dieses eigentlich preiswerte Hausmittel nicht mehr verwenden; stattdessen müssen wir ab 2025 ein deutlich teureres Mittel zum Pflanzenschutz einsetzen, das – wer hätte das gedacht? – zum größten Teil aus eben diesem Backpulver besteht. Hier hat der EU-Amtsschimmel nicht sehr winzerfreundlich zugeschlagen.
Das Backpulver wird als einprozentige Lösung zusammen mit dem Schwefel ausgebracht.
Kleiner Exkurs für Gartenfreunde: Backpulver funktioniert nach meinen eigenen Erfahrungen auch als Pflanzenschutz im Garten wunderbar gegen Mehltau an Gurken, Kürbissen und Zucchini und gegen Kraut- und Braunfäule an Tomaten.
Witterungseinflüsse
Je nach Witterungsverlauf können Pilzerkrankungen in mehr oder weniger starkem Umfang auftreten. Hohe Feuchtigkeit, lang anhaltende Blattfeuchte bei Temperaturen ab 10 Grad begünstigen Peronospora der Reben, während große Tag-Nacht-Unterschiede in der Temperatur vor allem Oidium, den Echten Mehltau, fördern.
Wetterstation für gezielten Pflanzenschutz

Drei Wetterstationen in den Weinbergen liefern uns vor allem zu Wärme und Feuchtigkeit Daten. Mittels einer professionellen Prognosedatenbank für den Pflanzenschutz im Weinbau bekommen wir exakte Vorhersagen über mögliche Infektionsrisiken und können dadurch unseren Pflanzenschutz punktgenau, effizient und so ressourcenschonend wie möglich terminieren.
