“Histaminfrei” – gibt’s sowas beim Wein?

Immer mehr Menschen scheinen sich mit Allergien und Unverträglichkeiten jeder Art herumzuschlagen – kein Wunder also, daß wir in der Vergangenheit immer wieder gefragt wurden, ob wir auch histaminfreie Weine haben.

Was bedeutet “histaminfrei” beim Wein?

Vorweg: im Weinrecht ist der Begriff “histaminfrei” – im Gegensatz z.B. zu “alkoholfrei” – nicht definiert. Was denn jedoch keineswegs bedeutet, daß der Begriff uneingeschränkt gebraucht werden darf.

Ganz im Gegenteil: die Angabe “histaminfrei” fällt bei alkoholischen Getränken – worunter selbstredend auch der Wein gehört – unter die “gesundheitsbezogenen Angaben” und kommt dadurch mit der zugehörigen EU-Verordnung in Konflikt.

“Histaminfreier Wein” im Internet

Wer nach “histaminfrei + Wein” im Internet auf die Suche geht, wird etliche Ergebnisse finden. Manche Anbieter reden völlig ungeniert – EU-Verordnung hin oder her – weiterhin wortwörtlich von histaminfreiem Wein. Andere sind ein wenig vorsichtiger; schließlich will man sich keine Abmahnungen oder Anzeigen einhandeln.

Ein Kollege aus Österreich, der sich einen speziellen, auf Histaminfreiheit bezogenen Begriff sogar hatte schützen lassen, hat angesichts des wiehernden EU-Amtsschimmels einen Rückzieher gemacht und seinen Wein von histaminfrei auf “hysteriefree” umgetauft. Ein wenig skurril, aber immerhin hat er besser die Lacher als die Abmahner auf seiner Seite. 🙂

Besuch von der Weinkontrolle

Bei Fragen zu Bezeichnungen von Wein ist die Weinkontrolle für uns Winzer die Oberste Instanz. Diese Behörde findet sich innerhalb der rheinland-pfälzischen Landesregierung in Mainz. Ihre Mitarbeiter sind in den Betrieben unterwegs und überwachen die Einhaltung der Gesetzgebung vom Weinan- und ausbau bis hin zur Weinbuchführung.

Ein freundlicher Mitarbeiter der Weinkontrolle besuchte uns in der vergangenen Woche. Normalerweise zückt man als Winzer bei derartigem – selbstverständlich unangekündigtem – Besuch das Herbst- und das Kellerbuch und macht sich auf in den Keller, damit der Prüfer seinen kritischen Blick in Fässer und Tanks werfen und bei Bedarf auch Proben ziehen kann.

Der aktuelle Besuch verlief dagegen ganz ungewohnt, denn der Weinkontrolleur war speziell in Sachen histaminfreie Weine unterwegs. Von unserer Webseite hatte er gleich einen Ausdruck der Histamin-Infos dabei – und nach Überprüfung von Weinkarten und Etiketten erfreulicherweise keine Einwände.

Ob und in welcher Form die EU derartige Angaben weiter einschränken wird, ist zur Zeit leider nicht abzusehen.

Weine mit Histamin-Analyse

Der leider sehr hohen Kosten wegen haben wir nur eine Auswahl aus unserem Sortiment auf Histamingehalt analysieren lassen.

Eine Übersicht der Weißweine, Rosés und Rotweine und eines Sekts, für die Histamin-Analysen vorliegen, finden Sie auf dieser Seite. Die Analysen stehen jeweils zum Download zur Verfügung.

“Histaminfrei” für alkoholfreie Produkte

Bei alkoholfreien Produkten hat die EU keine Einwände gegen die Bezeichnung “histaminfrei”, und daher dürfen der alkoholfreie Sekt Versecco medium und der Verjus beide guten Gewissens so bezeichnet werden.

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