Wespennest

Wespennest im Bau

Wespennest im Bau

Zufällig sah ich letzte Woche auf dem Balkon, wie eine Wespe anflog und zwischen zwei noch nicht bepflanzte Blumenkästen krabbelte. Die Kunststoffkästen, die ich wenige Tage zuvor für die Sommerpflanzung geleert hatte – stehen entlang des Balkongeländers in einem Holzkasten, der die ganze Länge des Balkons einnimmt.

Neugierig geworden, was das Insekt dort will, schob ich die Kästen ein wenig auseinander und entdeckte an der Schmalseite eines Blumenkastens ein beginnendes Wespennest. Drei Wespen waren dort eifrig zugange, flogen weg und kamen wieder zurück, sichtlich sehr mit ihren Baumaßnahmen beschäftigt.

Grundsätzlich habe ich nichts gegen Wespen, solange sie mich nicht stechen – im Gegenteil. Die Tiere sind äußerst nützliche Insektenfresser, die überdies unter Naturschutz stehen. Andererseits ist mir die Idee, gerade mal 2 m vor der Balkontür ein Wespennest zu haben, nicht sooo sympathisch.

Infos über Wespen

Ich schaute also erst mal im Web, was sich an Information zu Wespen und ihren Nestern findet. Nach meinen Recherchen ist Ende April die Zeit, in der die Wespenköniginnen mit dem Nestbau beginnen. Dazu suchen sie sich gerne einen nicht allzu hellen, wind- und wettergeschützen Platz. Die Wikipedia bietet einen sehr informativen Artikel zu Wespen und ihrer Lebensweise.

Geschützter Platz für’s Wespennest

Der Platz zwischen den Blumenkästen war in der Tat sehr geschützt, aber auch recht eng. Das vorhandene Nest hatte aktuell etwa knapp die Größe eines Tischtennisballs. Daß aus den anfänglichen drei Tieren im Laufe des Sommers eventuell mehrere Tausend werden könnten, erschreckte mich jedoch etwas. Erste Amtshandlung war daher, die benachbarten Kästen wegzustellen in der Hoffnung, daß das nun exponiert stehende Nest vielleicht aufgegeben würde.

Diese Hoffnung konnte ich binnen weniger Tage begraben. Die Wespen bauten eifrig weiter und hatten offensichtlich überhaupt kein Problem damit, daß ihr beginnender Bau nun öffentlich einsehbar war. Abends verkroch sich eine in den schmalen Raum zwischen Blumenkasten und Nestrand, die anderen beiden nächtigten quasi kopfüber in den engen Röhren des Nestes.

Zwei Wespennester

Während ich noch damit haderte, wie ich das Nest auf gute Art vom Balkon loswerden könne, beschloß eine weitere Wespenkönigin, ihren Bau gleich nebenan, nämlich an der Innenseite des Holzkastens zu beginnen. Als ich dieses zweite Nest entdeckte, war es nur ca. 2 cm groß.

Wespennest umsiedeln?

Im Netz fand ich die Info, daß Wespennester umgesiedelt werden können sowie die Empfehlung, sich an einen “Wespenberater” zu wenden. Ferner wurde auf die Naturschutzbehörde verwiesen, die praktische Tips geben könne.

Ein Telefonat mit der Kreisverwaltung brachte mich nicht wirklich weiter, denn der nächste Wespenberater ist weit weg und war leider nicht zu erreichen. Stattdessen bekam ich Unterstützung aus dem Familienkreis, denn in der Verwandtschaft gibt es praktischerweise einen Feuerwehrmann. Er erläuterte mir am Telefon, wie man – theoretisch – mit voller Imkermontur ein Wespennest in einen Sack fallen läßt, abtransportiert und dann irgendwo anders, möglichst mehrere Kilometer entfernt, wieder aussetzt. Seine Empfehlung lautete außerdem, die Aktion in die frühen, noch kühlen Morgenstunden zu verlegen, wenn die Wespen noch wenig Aktivität zeigen. So weit, so gut.

Wespennest umsiedeln!

Nachdem ein paar kühle, regnerische Tage über den Maifeiertag die Wespen leider nicht zum freiwilligen Rückzug animiert hatten, beschloß ich, zur Tat zu schreiten.

Wespenkönigin an ihrem beginnenden Nest

Wespenkönigin an ihrem beginnenden Nest

Bei 3 Grad Außentemperatur am frühen Morgen sind die Wespen tatsächlich wenig aktiv. Das Mininest mit der einzelnen Königin – sie hatte immer noch keine Arbeiterinnen dabei und baute ganz alleine – nahm ich zuerst in Angriff: ein großes Marmeladenglas war leicht über das Nest zu stülpen, mit einem langen Messer löste ich das Nest von der Wand des Holzkastens. Deckel drauf – die Wespenqueen löste sich nur ganz kurz von ihrem Bau, um im Glas gleich wieder darauf Platz zu nehmen, als wäre nichts gewesen.

Verpacktes Wespennest am Blumenkasten

Verpacktes Wespennest am Blumenkasten

Für das zweite Nest war diese Methode weniger geeignet, denn das Nest reichte zu dicht an den überstehenden Rand des Blumenkastens, als daß ich es einfach hätte abdecken können, ohne die Tiere zumindest zu touchieren.

Ich beschloß daher, die Wespen mitsamt dem Blumenkasten umzusiedeln. Ein großer Müllsack diente als Verpackung, um Kasten + Nest + Wespen sicher und ohne Streuverluste durch’s Haus und zum Auto zu tragen.

Wo ich zorniges Gesurre erwartet hatte, regte sich nichts; die drei Wespendamen hielten ungerührt ihren Schönheitsschlaf und zeigten während des Wegs zum Auto nicht den geringsten Protest.

Neues Heim für die Wespen

Mein Obst- und Gemüsegarten liegt ein wenig außerhalb des Ortes am Rand der Weinberge. Zwischen Grundstücksgrenze und Gartenhaus wachsen einige Holunder und andere Büsche, die  ich lediglich im Frühjahr herunterschneide, aber sonst völlig unbehelligt wachsen lasse. Eine Kuhle in einem Holunder erschien mir der richtige Platz für das Mininest. Als ich es aus dem Marmeladenglas dort vorsichtig hineingleiten ließ, bequemte sich die Königin nicht einmal aufzustehen, sondern rutschte einfach mit.

Der Blumenkasten bekam ebenfalls einen Platz unter den Büschen, das Nest nach Osten hin, also weg von der nassen Wetterseite ausgerichtet. Ein paar Handvoll Schotter im Kasten sichern ihn gegen stürmischen Wind. Auch diese drei Umsiedler schienen sich nicht weiter um die Aktion zu scheren, sondern verschliefen den Umzug.

Wespen im Weinbau

In der Erntezeit richten Wespen an frühreifenden Rebsorten leider erheblichen Schaden an. Mehr dazu finden Sie auf den Infoseiten unter Weinwissen/Wespen im Weinberg.

2 Gedanken zu „Wespennest

  1. Doris

    Dass sie so friedlich waren, liegt auch daran, daß es Feldwespen waren. Diese sind nicht so agressiv wie die Deutschen Wespen und werden auch nicht lästig wenn man die Kaffeejause im Garten genießt. Dennoch können Feldwespen bei regelmässiger Störung auch stechen. Ihre Nester bleiben sehr klein. Deshalb auch diese ungewöhnlichen Plätze. Deine Idee mit der Tüte ist super und Danke, daß du die nicht getötet hast.

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    1. Hildegard Fuchs Beitragsautor

      Hallo Doris,
      danke für die Info. Ich werde mich mal schlaumachen, wie ich Feldwespen von den Deutschen Wespen unterscheiden kann. Es fliegen gerade wieder ganz viele herum und sichen “Bauplätze”. Habe schon wieder etliche umquartiert. Inzwischen scheinen es glücklicherweise weniger zu werden.

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