Shirt-Schnittmuster von Golden Pattern Passt!

Langarm-T-Shirt nach einem Schnittmuster von “Golden Pattern Passt!”

Langarm-T-Shirt nach einem modifizierten Schnittmuster von “Golden Pattern Passt!”

Wie vor einiger Zeit berichtet, habe ich Demoversionen verschiedener Schnittmusterprogramme ausprobiert, darunter auch „Golden Pattern Passt!“.

Da im kostenlosen Basisprogramm ein variables Schnittmuster für ein Shirt enthalten ist, konnte ich natürlich nicht widerstehen, eines auszuprobieren.

Nach Eingabe der Maße in die umfangreiche Tabelle konnte ich mit dem Shirt direkt loslegen.

Zur Wahl bei der Gestaltung stehen:

  1. Paßform: anliegend, tailliert, gerade oder weit,
  2. Länge: Unterbrust, Taille, Hüfte oder Schenkel,
  3. Halsausschnitt: rund/groß, rund/klein, V-förmig/groß, V-förmig/klein oder Rollkragen,
  4. Ärmellänge: Stummel, kurz, dreiviertel oder lang,
  5. Ärmelweite: anliegend, normal oder weit.

Eine Skizze zeigt die gewählte Form; zusätzlich ist sie durch  eine Körpersilhouette nach den Werten aus der Maßtabelle unterlegt. Dies ist eine hilfreiche Sache für Anfänger, um sich das Aussehen des Kleidungsstücks besser vorstellen zu können, vor allem dann, wenn man noch nicht in der Lage ist, ein Schnittmuster zu “lesen”. Vom eigentlichen Schnittmuster ist bei der Auswahl ohnehin nichts zu sehen.

Wer gar keine Idee hat, wie ein Shirt eventuell aussehen könnte, kann auf “Zufallsvariante” klicken und bekommt einen willkürlichen Vorschlag.

Das Test-Shirt

Auswahl des Schnittmusters

Für mein Test-Shirt wählte ich einen innen angerauhten Baumwolljersey, wie man ihn häufig für  Sweatshirts verwendet. Bei der Paßformauswahl entschied ich mich für

  • gerade Schnittform,
  • Länge bis zur Hüfte,
  • kleiner, runder Halsausschnitt,
  • Lange Ärmel,
  • normale Ärmelweite.

Schnittmuster ausdrucken

Ein PDF des Schnittmusters ist schnell geschrieben; es liefert

  • ein Deckblatt mit der Skizze des gewählten Modells,
  • eine Übersicht der auf Din A4 gesplitteten Schnittmusterteile,
  • eine bebilderte Modellübersicht mit verschiedenen Nähbeispielen,
  • eine Seite “Allgemeine Hinweise” zur Verarbeitung des Schnittmusters,
  • eine Seite mit Materialempfehlung und Nähanleitung,
  • die Schnittmusterteile.

Die erste Schnittmusterseite enthält zudem ein Testquadrat, mit dem man die Druckerjustage überprüfen kann. Vor dem Ausdruck aller Teile empfehle ich unbedingt, die Größe des Quadrats zu kontrollieren, um unerwünschte Maßabweichungen zu vermeiden.

Schnittmuster zusammenkleben + ausschneiden

Die Schnittmusterteile sind ordentlich beschriftet, die einzelnen sind Seiten übersichtlich durchnumeriert und enthalten am Rand eine gepunktete Linie, nach der man sie paßgenau aneinanderkleben kann.

Hier ist es hilfreich, auf die Übersicht der Schnittmusterteile im PDF zu schauen, damit man nicht unnötig Seiten aneinanderklebt, die nachher doch wieder auseinandergeschnitten werden. Mein Shirt konnte ich in drei unabhängigen Teilen zusammenkleben; jeweils 6 Seiten bildeten das Vorder- und Rückenteil, während der Ärmel aus 12 Seiten bestand, von denen allerdings nur 11 tatsächlich bedruckt waren.

Nach dem Ausschneiden erschienen mir die einzelnen Teile riesig – die Mehrweite zum eingegebenen Brustumfang war mehr als großzügig bemessen für ein Kleidungsstück, das normalerweise aus dehnbarem Jerseystoff genäht wird. Ich entschied mich, den Schnitt dennoch unverändert auszuprobieren, um die gelieferte Paßform beurteilen zu können.

Stoff zuschneiden

Die Schnittmuster enthalten alle für den Zuschnitt notwendigen Angaben wie Fadenlauf und Ärmeleinsatzzeichen. Brust-, Taillen- und Hüftlinie sind ebenfalls markiert.

Abnäher sind im Schnitt nicht enthalten, was ich ein wenig schade finde, denn bei größeren Größen sitzen Shirts mit Abnäher für mein Auge deutlich besser als ohne. Für nicht-elastische Stoffe ist der Schnitt dadurch meines Erachtens – zumindest für obenherum nicht ganz zierlich gebaute Damen – weniger geeignet.

Das Schnittmuster enthält keine (!) Belege für den Ausschnitt; diese muß man sich nach Bedarf selbst einzeichnen oder – wer separate Schnitteile dafür bevorzugt – sie in der gewünschten Breite zeichnen und ausschneiden.

Der Zuschnitt ist denkbar einfach, da alle Teile im Stoffbruch zugeschnitten werden können. Nahtzugaben sind – glücklicherweise! – im Schnittmuster nicht enthalten.

Grundsätzlich ziehe ich Schnittmuster ohne Nahtzugaben vor, weil ich die Zugaben dann nach meinem Bedarf gestalten kann. Ganz schlimm finde ich es, wenn ein Schnittmuster vorbestimmte, eventuell sogar an verschiedenen Kanten unterschiedlich große Zugaben enthält, und diese nicht eindeutig eingezeichnet sind.

Shirt zusammennähen

Das Zusammennähen ging problemlos vonstatten:

  • Schulternähte von Vorder- und Rückenteil schließen.
  • Schulternähte der Belege schließen.
  • Belege rechts auf rechts auf den Halsausschnitt nähen, nach innen wenden, Rundungen einknipsen und von rechts mit einem Elastikstich steppen oder mit der Zwillingsnadel festnähen.
  • Ärmel nach Paßzeichen einsetzen.
  • Ärmel- und Seitennähte mit elastischem oder Overlockstich schließen.

Alle Teile paßten genau aufeinander, keine überstehenden Ecken, Kanten oder nicht aufeinanderpassenden Nähte.

Erste Anprobe des Shirts

Was ich bei der kritischen Betrachtung der Schnittmusterteile schon befürchtet hatte, zeigte sich leider als wahr: das Shirt war riesig. Ich hätte die Seiten- und Ärmelnähte nicht einfach schließen sollen, sondern hätte eine Anprobe mit lediglich gehefteten Nähten einschieben sollen!

Das Shirt hing wie ein Kartoffelsack an mir; selbst die Ärmel waren viel zu weit. Lediglich der Halsausschnitt, denn ich abweichend von den Schnittvorgaben doch in V-Form zugeschnitten hatte, saß da, wo ich ihn haben wollte. Die Schulter war etwas überschnitten, was ich bei einem Shirt gar nicht schlecht finde, also ließ ich sie, wie sie war.

Änderung des Schnittmusters

Die überschüssige Weite an den Ärmeln und um den Oberkörper herum war nur mit einer radikalen Schnittänderung wegzunehmen: an den Seiten- und Ärmelnähten reduzierte ich die Weite auf jeder Seite um jeweils 4 cm, nähte die Teile erneut zusammen und schnitt das Zuviel an Stoff kurzerhand ab. Insgesamt wurde das Shirt dadurch am Körper um 16 cm, in den Ärmeln um 8 cm enger.

Das Ergebnis sehen Sie oben im Bild; dies ist die immer noch legere, aber nun nicht mehr kartoffelsackförmige Endversion des Shirts. Die etwas überlangen Ärmel sind übrigens gewollt.

Fazit

Das Shirt wird – zumindest vorerst – meine einzige Erfahrung mit “Passt!” bleiben. Dank meiner nachträglichen Änderungen ist das Shirt im Endeffekt gelungen; es kann jedoch nicht der Sinn einer Schnittmustersoftware sein, nachträglich und von Hand Änderungen an einem Schnitt vornehmen zu müssen.

Inzwischen habe ich mich zum Kauf des “PatternMaster” von Wild Ginger entschlossen. Derzeit bin ich dabei, die dafür erforderlichen “Sloper” = Nesselmodelle zu nähen, mit denen die Paßform der eingestellten Maße überprüft werden. Ich werde hier im Blog hoffentlich bald mehr dazu berichten können.

 

 

 

 

2 Gedanken zu „Shirt-Schnittmuster von Golden Pattern Passt!

    1. Hildegard Fuchs Beitragsautor

      Hallo Yvette,
      ja, die gibt es; inzwischen steht mein “Sloper” (= Testmodell) für Oberteile und paßt hervorragend. Zur Zeit arbeite ich an den ersten echten Blusen in verschiedenen Varianten und hoffe, demnächst hier berichten zu können.
      LG
      Hildegard

      Antworten

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