Krimi Nr. 2: Betrug auf Britisch

Ganz aktueller Betrugsversuch – daher auch als Warnung für alle Kollegen gedacht: ein sehr pfiffiger Betrüger aus Großbritannien versucht, Gebühren für eine offizielle Registrierung abzukassieren.

Aber beginnen wir die Geschichte bei ihrem Anfang:

Anfrage aus Großbritannien

Mitte Juli erreichte uns eine Anfrage aus London: eine Dame, die sich als Fatima Bruce und Miteigentümerin des B.B. Fatima Cash & Carry Supermarket in London vorstellte, schrieb uns, ihre Schwägerin habe ihr von einer Reise nach Deutschland eine Flasche unseres Traubensafts mitgebracht. Da ihr der Traubensaft sehr gut schmecke, trage sie sich mit dem Gedanken, ihn in ihren Supermärkten anzubieten.

Die Lady bekam eine Weinkarte und informierte sich dann, in welchen Gebinden wir den Saft verpacken. Da der Saft so lecker schmeckt, habe sie Interesse, eine größere Menge davon einzukaufen.

Wir tauschten uns über Kartongrößen und unterschiedliche Verpackungen aus. Inzwischen suchte ich im Netz nach dem Supermarkt, fand ihn in einem Branchenverzeichnis, aber keine zugehörige Webseite.

Registriert in Großbritannien?

Ganz beiläufig fragte die Interessentin in einer ihrer Emails an, ob wir denn beim Britischen Lebensmittelamt registriert seien. Diese Registrierung ist für die Lieferung nach Groß-Britannien in der Tat erforderlich.

Hilfsbereit schickte sie gleich einen Link zur entsprechenden Behörde mit und empfahl mir, mich direkt an Herrn Rod Ainsworth, den dortigen Director of Legal Services, zu wenden. Dessen Emailadresse schickte sie auch gleich mit – wie gesagt, die Dame war äußerst hilfsbereit!

Freemailadresse bei einer Behörde der Britischen Regierung?

Daß Mr Ainsworth – wenn man ihn googlet, findet man ihn direkt, er ist tatsächlich Chef der Legal Services seiner Behörde – für dienstliche Zwecke eine Freemailadresse benutzt, erschien, gelinde gesagt, etwas ungewöhnlich.

Selbstverständlich hat das britische Lebensmittelamt in seinem Webauftritt auch eine Kontaktseite mit einer Emailadresse. Ich schickte also meine Bitte um Information zur Registrierung an “Mr. Ainsworth” und an die offizielle Kontakt-Emailadresse.

Frühaufsteher im Amt

Heute = Montag um 3.19 Uhr, also zu nachtschlafender Zeit, bekam ich Antwort. Ein Formschreiben, abgeschickt von der bereits bekannten Freemailadresse, informierte mich über die Registrierungskosten von 1.200 Britischen Pfund. Ein gut gemachtes Formular, das ich zurückmailen solle, wurde gleich mitgeschickt.

Sobald meine Zahlung und das ausgefüllte Formular eingegangen seien, bekäme ich innerhalb von 3–4 Werktagen mein “Registrierungspaket”.

Bares für die Britische Regierung

Jetzt kam der Knüller: Für die Zahlung wurde ich gebeten, die 1.200 Pfund zugunsten einer Frau namens Sandra Jackson in London per Western Union zu senden. Hier war der Punkt, wo ich in schallendes Gelächter ausbrach, denn die Idee, daß eine britische Behörde jemanden zur Post schickt, um dort Gebühren in bar einzukassieren, ist schon mehr als absurd.

Die für eine Behörde recht ungewöhnliche Zahlungsweise wurde begründet „wegen der ständigen Überlastung des internationalen Bankverkehrs“. 🙂 🙂 🙂 Und damit ich auch ganz bestimmt gleich zur Zahlung schreite, bekam ich noch die Information, wo sich – nämlich bei uns in Flörsheim-Dalsheim – das nächste Western Union-Büro befindet.

Intelligenter Betrugsversuch

Verglichen mit anderen Versuchen, uns auf’s Glatteis zu führen und Geld zu erschwindeln, war dieser relativ intelligent gemacht. Durch die Verwendung – oder besser: durch den Mißbrauch – echter Namen und Adressen, die im Internet auffindbar sind, bekam die ganze Angelegenheit zunächst eine gewisse Glaubwürdigkeit.

Beim zweiten Lesen des Schreibens fielen mir dann auch etliche Schreibfehler im Text auf; ich gehe davon aus, daß die Schreiben britischer Behörden in Orthographie und Grammatik deutlich korrekter sind.

Kontakt zur echten Behörde

Selbstverständlich hat auch das britische Lebensmittelamt heute unverzüglich reagiert. Ich habe die entsprechenden Emails dorthin weitergeleitet. Auf der Webseite der Behörde findet sich inzwischen eine entsprechende Betrugswarnung.

Bitte Warnung weitergeben!

Ich hoffe, daß keiner der Kollegen auf diese üble Masche hereingefallen ist. Das DWI und der Verband deutscher Weinexporteure sind bereits informiert. Ich werde morgen auch den Weinbauverband und die einschlägige Fachpresse unterrichten.

 

 

 

 

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