Kirschessigfliege 2 – Schutzmaßnahmen 2017

https://www.weingut-fuchs.de/blog/

Eingenetzter Süßkirschbaum, geschützt vor Vögeln, Kirschfruchtfliege und Kirschessigfliege

Hier kommt die versprochene Fortsetzung zur Kirschessigfliege und deren Bekämpfung bzw. Verhinderung.

Nach den üblen Ausfällen in der Obsternte 2016, während derer ich schon verschiedene Maßnahmen ausprobiert hatte, recherchierte ich weiter und überlegte, ob und wie ich mein Obst vor der Kirschessigfliege schützen kann.

Klassischer Pflanzenschutz – Spritzen gegen die Kirschessigfliege

Eigentlich für mich keine Option. Im Wein- und Obstbau ist Spintor zugelassen; wenn ich jedoch die sehr unterschiedlichen Wartezeiten lese, bin ich mir nicht sicher, was ich nun glauben soll:

Die Wartezeit für Wein- und Tafeltrauben beträgt 14 Tage … glaubwürdig.

Bei Erdbeeren dagegen beträgt die vorgegebene Wartezeit nur einen einzigen (!) Tag, bei Him- und Brombeeren 3 Tage … wieso können die Beerenfrüchte das Mittel sooooo viel schneller abbauen als Trauben? Das ist mir alles nicht wirklich geheuer!

Kirschessigfliege aussperren

Gegen Kirschessigfliege eingenetzter Himbeertrieb

Gegen Kirschessigfliege eingenetzter Himbeertrieb

Quasi im Laborformat hatte ich es 2016 schon ausprobiert: meine Fliegengitterbeutel um die herbstlichen Himbeertriebe wirkten einwandfrei; was sprach also dagegen, das Obst auch in größerem Stil ein- bzw. die Schädlinge auszusperren?

Da ich den frühen Kirschbaum “Burlat” allein schon der gefräßigen Stare wegen wieder einnetzen wollte (sonst bleibt nämlich weder für die Menschen noch für die Kirschessigfliege keine einzige Kirsche übrig), lag der Gedanke nahe, diesmal ein sehr viel dichteres Netz zu verwenden.

Die Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau 22/14 berichtet sehr anschaulich über Versuche mit verschiedenen Netzen. Weiterhin liefert die Schweizer Seite Agroscope viele und umfangreiche, nützliche Informationen zur Kirschessigfliege und deren Bekämpfung.

Kirschbaum im Käfig

Aufgrund der recherchierten Infos entschied ich mich für Netze mit 0,8 mm Maschenweite. Diese sind im Fachversand für Gemüsebau zu finden, kleinere Stücke erhält man eventuell auch im Gartenhandel.

Bevor ich mich an die Konstruktion wagte, vermaß ich zunächst den Kirschbaum und kürzte einige Zweige deutlich ein, um die Gesamtdimension etwas einzugrenzen.

Der “tiefergelegte” Kirschbaum “Lapins” im Bild oben ist immer noch knapp 4 m hoch.

Gestell bauen

Ganz primitiv: Aus Dachlatten und Schrauben schraubte ich zunächst 2 jeweils 4 m hohe und 4 m breite Teile zusammen. Diese konnte ich gegen den Kirschbaum bzw. gegen die dahinter wachsende Hecke anlehnen und mit 3,5 m langen Dachlatten verbinden. Die Streben im schrägen Winkel geben dem ganzen Gebilde Stabilität.

Um ganz oben die beiden Teile in luftiger Höhe verbinden zu können, reichte selbst meine lange Obstbaumleiter nicht weit genug hinauf – ergo kam die oberste Verbindung etwa auf 3,50 m Höhe, so hoch ich, auf der Leiter stehend, eben schrauben kann.

Netz

Die Netze bestellte ich mir als Meterware von der Rolle in 4 und 5 m Breite. Bei beiden wurden die Bahnen etwas breiter geliefert.

Zunächst hatte ich die Idee, wie im letzten Jahr Dach und Seitenwände voneinander getrennt zu lassen und erst am Baum miteinander zu verbinden. Aufgrund der feinen Maschenweite war dies nicht machbar; die Höhe hätte diese Arbeit überdies unmöglich gemacht. Ich beschloß daher, Deckel und Seitenwände aneinanderzunähen.

Den Deckel schnitt ich mit etwas Zugabe auf Maß zu: 4,15 (so breit liegt die Bahn)  x 3,75 m, damit ich rundum ein paar Zentimeter Spiel für die Nahtzugabe hatte.

Für die Seitenwand verwendete ich das 5 m breite Material, damit unten genügend Netz auf dem Boden aufliegt. Von der Mitte einer 4 m-Kante ausgehend, nähte ich die Seitenwand einmal rundum am Deckel fest und ließ auf der Öffnungsseite etwa 2 m Netz überlappen, um einen dichten Eingang zu bekommen.

Meine Haushaltsnähmaschine nähte das Material problemlos zusammen. Während des Annähens faßte ich etwa alle 50 cm ein langes Stück Schnur mit in die Naht, um damit die Seitenwände zusammenfassen und hochbinden zu können. Dies erleichtert später das Überziehen sehr.

Netz überziehen

Dieser Arbeitsgang ist leider der schwierigste, denn der riesige Wust von Netz muß hoch über das Gestell gehoben und zurechtgezogen werden.

Die aufgerollten Seitenwände lassen sich gut mit einer Dachlatte anheben, an deren Ende zwei kurze Stücke in Y-Form angeschraubt sind. Es ist Geschmackssache, ob man zunächst von innen das Netz über den Baum zieht und dann von den Ecken aus über das Gestell hebt.
Alternativ kann man das Netz wie einen zusammengerollten Teppich von außen zunächst über eine Seite hieven und von da auf dem Gestell abrollen. Eine mit eingerollte Dachlatte erleichtert das Hochheben.

Sobald alles sitzt und die Seitenwände heruntergelassen sind, sollte man die am Boden aufliegenden Netzteile mit Stickeln oder Steinen ausführlich beschweren, damit der Wind sie nicht hochweht.

Netz wieder entfernen

Runter geht deutlich leichter als rauf! Seitenwände hochwickeln, Netz rundherum von unten über das Gestell heben und nach einer Seite weiterschieben, bis man alles über die Kante hieven kann … und schon hilft die Schwerkraft. Damit im Baum nichts hängen bleibt, muß man noch ein wenig helfen … bei Burlat ließ sich das Netz jedenfalls ohne Risse einwandfrei abziehen.

Dreifacher Effekt: Vögel, Kirschfruchtfliege, Kirschessigfliege

Das Einnetzen hilft bei den Süßkirschen nicht nur gegen Vögel und Kirschessigfliege; wenn man das Netz früh genug, nämlich noch vor der Gelbfärbung installiert und auch den Boden des Käfigs damit bedeckt, sperrt man gleichzeitig auch noch die Kirschfruchtfliege aus, den altbekannten Schädling, der madige Kirschen verursacht.

Um die Kirschfruchtfliege mit zu erwischen, ist Bodenbedeckung unabdingbar, da die Larven dieses Schädlings direkt unter dem Kirschbaum im Boden überwintern und nach dem Verpuppen direkt nach oben fliegen, wo sie ihre Eier an die von gelb nach rot färbenden Kirschen legen.

Für diesen Hinweis ganz herzlichen Dank an Herrn Rainer Herzog in Berlin, auf dessen Webseite ich allerlei nützliche Anregungen gefunden habe, und der mich in unserer Emailkorrespondenz sehr deutlich auf die notwendige Bodenabdeckung hinwies.

Sicherheitshalber habe ich innerhalb der Kirschenkäfige jeweils eine Gelbtafel aufgehängt, um das Auftreten der Kirschfruchtfliege zu überwachen. Lediglich bei einem Baum wurden einige wenige Fliegen gefangen. Die zur Zeit reife “Schneiders späte Knorpelkirsche” ist völlig madenfrei.

Himbeeren im Käfig

Auch die Himbeeren haben in diesem Jahr ein Schutzkleid bekommen: Das Gestell war – weil nur 2 m hoch – nach der Leiterturnerei an den Kirschen ganz schnell gebaut, zumal es an den Stickeln der Himbeerreihen befestigt werden konnte. Auch hier habe ich das Netz auf Maß zusammengenäht und einen überlappenden Eingang gelassen. Das Aufziehen ist bei der geringen Höhe ein Kinderspiel!

Ein weiteres Netz für die Brombeeren ist in Vorbereitung.

Nachteile der Netze

Ein paar Schattenseiten liefern die Netze auch: trotz Abdeckung wächst das Gras unter dem Netz natürlich munter weiter; an eine Mahd unter den Netzen ist nicht zu denken.

Daß die ganze Konstruktion windempfindlich ist, liegt in der Natur der Sache. Ein paar stürmische Tage mit heftigen Böen haben die Netze bei uns gut überstanden.

Die Bodenabdeckung, für die ich in diesem ersten Versuch handelsübliches Gemüsevlies verwendet hatte, zeigte sich wenig strapazierfähig. Überdies hob das darunter wachsende Gras und Unkraut die Bahnen an und schob sich immer wieder zwischen ihnen durch. In Zukunft werde ich für den Boden auch das breite Netzmaterial verwenden.

Nachtrag und Fazit – 17. Juli 2017

Die letzten, sehr späten Süßkirschen sind abgeerntet; das Einnetzen war ein voller Erfolg:

Sämtliche Früchte waren madenfrei – was ich mit ziemlicher Sicherheit behaupten kann, denn ich habe etliche Kilo im Handbetrieb halbiert und entkernt, um sie einzufrieren, und dabei keine einzige Made gefunden.

In den nicht eingenetzten Brombeeren, die vom Nachbar durch den Zaun herüberwachsen, und die etwa seit einer Woche reifen, tummeln sich dagegen die Kirschessigfliegenmaden, während die letzten unter Schutznetz reifenden Himbeeren keinerlei Befall zeigen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert