Aprikosensorten

Aprikose Hargrand

Aprikose Hargrand

Aprikosen sind ein edles Obst, das leider nur über eine kurze Zeitspanne hinweg reift – dachte ich zumindest, bis ich anfing, mich mit Aprikosensorten näher zu befassen.

Ältere Aprikosensorten

Aus Kinderzeiten kenne ich Aprikosen als kleine, wohlschmeckende, manchmal etwas schmuddelig-orangefarbene Früchte, die sehr schnell mehlig werden und quasi beim Hingucken zu faulen beginnen. Da die Genußzeit so kurz war, wurden sie eingeweckt und zu Marmelade verarbeitet.

Die Mombacher Frühaprikose, in meiner Mainzer Heimat als “Malede” bestens bekannt, reift in der Regel in der zweiten Julihälfte. Im von leichten, sandigen Böden geprägten Obstanbaugebiet zwischen Mainz-Mombach und Heidesheim erntete man im Anschluß an die Malede allenfalls noch die “Ungarische Beste”. Nur wer ganz exklusive Aprikosen im Garten hatte, bei dem reiften Ende Juli außerdem die Nancyaprikosen.

Erfahrungen mit den älteren Aprikosensorten

In meinen ersten gartenaktiven Jahren hatte ich sowohl eine “Mombacher Frühe” wie auch eine “Ungarische Beste”, die beide nur wenige Jahre überdauerten. Erfahrene Gärtner rundum bestätigten meine Befürchtung, daß Aprikosenbäume leider keine allzu lange Lebensdauer haben; sie sind einfach empfindlich.

Dennoch wollte ich unbedingt Ersatz und sah mich daher zum ersten Mal nach anderen Sorten um.

Neuere Aprikosensorten

Eine lokale Baumschule verkaufte mir Ende der 90er Jahre Buschbäume der Sorten “Orangered” (Reife Mitte Juli), “Hargrand” (Reife Anf. August) und “Bergeron” (Reife Mitte August) sowie einen Hargrand-Hochstamm.

Hargrand: der Buschbaum überlebte leider nicht einmal das zweite Standjahr, er ging einfach ein, während der Hochstamm uns jahrelang köstliche Früchte lieferte, bis erst einer, dann ein zweiter der drei Leitäste abstarb. Ein vor drei Jahren gepflanzter, junger Buschbaum hatte dieses Jahr erste, wenige Früchte. Siehe Foto oben.

Orangered: der Baum lieferte etwa über 8 Jahre hinweg sehr aromatische, festfleischige Früchte. Nach einigen Gummiflußproblemen starben zwei der drei Leitäste ab. Inzwischen habe ich den alten Baum gerodet, die Sorte ihren hervorragenden Geschmacks wegen an einer anderen Stelle wieder gepflanzt.

Bergeron: hier hatte mich die Baumschule – ich kaufe dort schon seit einigen Jahren nichts mehr, weil solche Fälle auch bei anderen Obstbäumen vorkamen – anscheinend veräppelt. Die Sorte war irgendeine Aprikose, die grünfleckige, nahezu aromafreie Früchte brachte. Sie  schmeckten so scheußlich, daß wir den Baum nach wenigen Jahren trotz gesundem Wuchs wieder gerodet haben. Ein junger, „echter” Bergeron brachte dieses Jahr im August eine Handvoll leckerer Früchte.

Ergänzend kamen vor einigen Jahren noch Goldrich und Harleyne hinzu, die beide bisher gesund wachsen. Die Bäumchen bringen aufgrund ihres geringen Alters bisher nur wenige, aber sehr wohlschmeckende Früchte.

Ganz neue Aprikosensorten

Die geschmacklich hervorragenden Früchte von Orangered, Goldrich und Hargrand ließen mich immer wieder nach weiteren Aprikosensorten schauen … leider beschränkt sich das Sortenspektrum in den Baumschulen und Gartenmärkten meist auf wenige Sorten.

Im Web findet man jedoch viel mehr. Offensichtlich haben pfiffige Züchter einige sehr erfolgreiche Anstrengungen unternommen, um die Reifezeit von Aprikosen erheblich zu verlängern und damit den Anbau für den Frischmarkt attraktiver zu gestalten.

Ein großes Aprikosen-Anbaugebiet liegt im Wallis in der Schweiz, und die Anbauer stellen ihr Sortiment im Internet vor. Frankreichs und Österreichs Obstanbauer pflegen anscheinend ebenfalls viel intensiveren Aprikosen- bzw. Marillenanbau als ihre deutschen Kollegen. Die französischen Aprikosenspezialisten haben ein interessantes Infoblatt als pdf-Datei veröffentlicht, das einen wunderbaren Überblick über die zahlreichen Sorten und deren geschmackliche Eigenschaften und Reifezeiten bietet.

Suche nach spätreifenden Aprikosen

Die im pdf beschriebenen Sorten weckten meinen Jagdinstinkt: Aprikosen bis weit in den September hörte sich einfach zu gut an!

Inzwischen bin ich seit fast drei Jahren auf der Suche, um vor allem spätreifende Bäume aufzutreiben. Durch verschiedene Empfehlungen fand ich vor wenigen Tagen endlich eine Baumschule, die einige der späten Sorten vermehrt, bekam aber die niederschmetternde Auskunft, daß aufgrund der Züchterlizenzen diese nur in Stückzahlen von mindestens 25 (!) Bäumen je Sorte abgegeben werden dürfen. So ein Mist!

Treffer: Marillen statt Aprikosen bestellt 🙂

Was mich gestern Abend dazu brachte, statt nach “Aprikosen” lieber nach “Marillen” zu suchen, kann ich nicht sagen … jedenfalls landete ich damit einen Volltreffer. Die österreichische Obstbaumschule Schreiber in 

Meine neuen Aprikosenbäumchen sind bestellt; wenn alles gut läuft, gibt’s in 2–3 Jahren im Fuchs’schen Garten im September die ersten Früchte von “Congat” und “Farbaly”.

 

7 Gedanken zu „Aprikosensorten

  1. Thomas

    Guten Tag,
    ich bin auf der Suche nach größeren Mengen Aprikosen. Kann man diese ab Erntezeit bei Ihnen erwerben?

    Viele Grüße,
    Thomas

    Antworten
    1. Hildegard Fuchs Beitragsautor

      Hallo Thomas,

      sooo viele Aprikosen, daß ich auch nur eine Einzige abgeben würde, hatte ich bisher (leider) noch nie … Unser “Aprikosenanbau” beschränkt sich auf die Mengen für den privaten Bedarf.

      Viel Glück bei der Suche nach einem Lieferanten! Möglicherweise kann Ihnen der Obsthof Krebs in Sinsheim weiterhelfen.

      Antworten
  2. Frank Baumann

    Hallo Frau Fuchs,
    Bin derzeit auch am überlegen eine kleinere Wiese mit Aprikosenbäumen einzupflanzen. Dachte hier eigentlich an Buschbäume – sie waren aber von diesen nicht so begeistert oder? Mir gibt’s um den schnellen ertrag auch einer schwach wachsenden Unterlage. Würde die Früchte gerne auch zur Schnapsherstellung verwenden, haben Sie schon bei ihren Exemplaren den Zuckergehalt reifer Früchte gemessen? Kurzum welche Sorten finden Sie empfehlenswert?
    Würde mich über eine kurze Antwort gelegentlich freuen.
    Gruß Frank Baumann aus Berglen /Württemberg

    Antworten
    1. Hildegard Fuchs Beitragsautor

      Hallo Herr Baumann,
      danke für Ihren Kommentar bzw. Ihre Rückfrage.
      Buschbäume sind auch meine erste Wahl, da sie relativ schnell in den Ertrag kommen. Bei höheren Veredelungen dauert es deutlich länger, bis die Bäume die ersten Früchte tragen.
      Zuckergehalt habe ich nie gemessen; mir geht es um das gesamte Geschmacksbild von Fruchtaroma in Verbindung von Säure und Süße.
      Von unserem älteren Baumbestand am besten hat mir bisher die Orange Red geschmeckt, während mein Mann die Hargrand vorzieht. Harlayne gefällt uns beiden geschmacklich gut, während wir Bergeron im Vergleich zu den beiden eher fad finden – aber immer noch viel besser als keine Aprikosen. Eine Mombacher Frühe, die bis vor 10 Jahren stand, war ebenfalls recht aromatisch, kommt aber an Orange Red und Hargrand nicht heran und wird zudem sehr leicht mehlig.
      Zu den neue gepflanzten Bäumen kann ich über den Geschmack noch nichts sagen; sie hatten in diesem = ihrem ersten Standjahr noch keine Früchte.
      Ich kann Ihnen nur empfehlen, für weitere Infos auch unter dem Stichwort „Marillen“ zu suchen.
      Viel Erfolg + freundliche Grüße
      Hildegard Fuchs

      Antworten
  3. Martin Weyrauch

    Hallo und Guten Tag,
    ich bin auf der Suche nach attraktiven Aprikosensorten Busch oder Halbstamm (Spätblüher, fruchtig und saftig) auf Ihren Beitrag gestoßen. Können Sie aus heutiger Sicht Aprikosensorten für den Hobbyanbau empfehlen. Wie beurteilen Sie Kioto, Armi-Col, Kuresia und Hilde?
    Grüße von der Bergstraße

    Antworten
    1. Chef

      Das sind Vorgaben des Züchters, an die die Baumschule sich halten muss.
      Sowohl Schreiber in Poisdorf, bei denen ich 2015 die Bäume noch einzeln kaufen konnte, als auch Gräb in Kettig haben vorgeschriebene Mindeststückzahlen.

      Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert